Netzwerk Recht auf StadtNATUR …

… im Juli 2017 zu Gast bei Mitte in der Pampa.




Sonntag 9 Juli 2017, 15 – 16:30 Uhr
Spaziergang und Aktion entlang dem IGA‐Zaun mit dem Netzwerk »Recht auf StadtNATUR«


Sonntag 9 Juli 2017, 17 – 19 Uhr
»Recht auf Stadtnatur? Zäune zu Liegestühlen!«

Gesprächsabend des Netzwerkes »Recht auf StadtNATUR« mit Elisa Bertuzzo (Kunsthochschule Weißensee), Katalin Gennburg (Die Linke) und Christiane Bongartz (100% Tempelhofer Feld) in der station urbaner kulturen

Die Verdichtung des Stadtraums in Berlin geht zulasten des Stadtgrüns. Neben der Bebauung von grünen Brachflächen und einer stetigen Verdichtung lässt sich auch beobachten, wie die ›Leistungsfähigkeit‹ von Parkanlagen und geschützten Grünanlagen erhöht wird. Seit einigen Jahren werden öffentliche Grünanlagen vom Senat an die Grün Berlin GmbH übertragen. Bürger_innen und Umweltschützer_innen des Netzwerkes »Recht auf StadtNATUR« sehen in Projekten der Grün Berlin GmbH, wie dem Park am Gleisdreieck oder der IGA Berlin 2017, eine Umnutzung des Stadtgrüns hin zu Event – und Tourismusmarketing und weg von einer Grundversorgung der Anwohner_innen mit Kaltluft, Lärmschutz, Artenvielfalt und Erholung.

Das Netzwerk »Recht auf StadtNATUR« recherchiert zur Rechtslage der Privatisierung von Berlins Grün‐ und Freiflächen und entwickelt alternative Strategien für die Nutzung. Die Akteur_innen fordern eine Re‐Kommunalisierung von öffentlichen Grünflächen und vernetzen Bürger_innen u.a. mit Künstler_innen, Politiker_innen und Universitäten.

Das Netzwerk »Recht auf StadtNATUR« ist eine Kollaboration verschiedener Berliner Initiativen, die sich für den Erhalt von Stadtgrün in Gemeineigentum einsetzen. Darin engagieren sich Vertreter_innen von der Bürgerinitiative Kienberg‐Wuhletal, Bürgerinitiative Fennpfuhl Paul‐Zobel‐Straße 10 gegen Innenhofverdichtung, Die Linke, Gemeingut in Bürger_innen Hand, Interkulturelle Gärten Berlin, Initiative für den Kiezerhalt Quartier Nördliche Bergmannstraße, Kunstprojekt Mitte in der Pampa, 100% Tempelhofer Feld u.a.

Katalin Gennburg (MdA, Die LINKE)
Die Stadtforscherin und Politikerin hält ein Kurzreferat über »Das Paradox der Grenze«. Bereits 1988 formulierte der französische Philosoph und Soziologe Michel De Certeau »Das Paradox der Grenze« in seinem Buch »Die Kunst des Handelns« und meinte: „Das theoretische und praktische Problem der Grenze lautet: zu wem gehört sie?“. Bezug nehmend auf den Zaun der internationalen Gartenausstellung IGA Berlin 2017 und auf die Texte De Certeaus lädt Gennburg ein zu einer inspirierenden, raumtheoretischen Debatte über ein Recht auf Zaunfreiheit im öffentlichen Raum.

Christiane Bongartz (Initiative 100% Tempelhofer Feld (Thf))
2012 beschloss der Berliner Senat plötzlich eine Verlegung der IGA Berlin 2017 vom geplanten Standort auf dem Tempelhofer Feld nach Marzahn‐Hellersdorf in die “Gärten der Welt” und auf den Kienberg. Diese Entscheidung bestärkte die Bürgerinitiative 100% Tempelhofer Feld, ihren Widerstand zu erhöhen. Nicht wegen der Verlegung nach Marzahn‐Hellersdorf, sondern da sie auf dem richtigen Weg waren, Natur‐ und Landschaft, das Flugfeld, ein Dokument der Fluggeschichte, Freiflächen für Spiel und Sport für die beengten Nachbarbezirke zu schaffen und damit die Verspekulierung von Gemeinflächen zu verhindern. Christiane Bongartz, eine der Initiator_innen der ersten Stunde von 100% Thf, erzählt aus ihrer Sicht, wie die IGA Berlin 2017 von der ›Mitte‹ in die ›Pampa‹ kam.

Elisa T. Bertuzzo (MA Raumstrategien, Weißensee Kunsthochschule Berlin)
Vor fast 50 Jahren veröffentlichte der französische Philosoph Henri Lefebvre ein Buch, das nahezu weltweit Bekanntheit erlangte: »Das Recht auf Stadt« (1968). Heute beziehen sich nicht nur Stadtaktivist_innen, sondern auch Regierungen und Stadtverwaltungen auf dieses Buch. Es stellt sich die Frage, was ein von Oben gewährtes »Recht auf Stadt«, etwa durch Verpflichtungen zu Partizipation und Teilhabe, an den tiefer liegenden gesellschaftlichen Ungleichheiten zu ändern vermag. Interessanter ist es aber, eine in diesem Buch formulierte These Lefebvres zu betrachten: Wenn ein Zentrum immer eine Peripherie voraussetzt, so ist es erst das dialektische, spannungsgeladene Verhältnis zwischen diesen Orten, welches Menschen zu einer radikalen Veränderung der gesellschaftlichen Subventionen und Hierarchien motivieren kann. Wie sich diese These auf das ›zentrumslose‹ bzw. ›mehrzentrische‹ Berlin von heute anwenden lässt, fragt und diskutiert die Stadtforscherin Elisa T. Bertuzzo in ihrem Kurzreferat »Recht auf Stadt = Recht auf Zentrum?«.