Elizabeth Wood

»A Migrant’s Journey (nach: Die Winterreise)«

Bahnsteig U5 Cottbusser Platz, September 2016 bis 8. Oktober 2017

Fremd bin ich eingezogen
Was fragen sie nach meinen Schmerzen?
Ei Tränen, meine Tränen
Hier find’st du deine Ruh’!
Du weißt von meinem Sehnen
Erkennst du nun dein Bild?
Du Stadt der Unbeständigkeit!
Uns’re Freuden, uns’re Wehen
So wild und so verwegen
Ich träumte von bunten Blumen
Ach, daß die Welt so licht!
Was hat es, daß es so hoch aufspringt, Mein Herz?
Vom Abendrot zum Morgenlicht
Nun, es wird nicht weit mehr geh’n
An dem Wanderstab
Ich bin zu Ende mit allen Träumen
Wie hat der Sturm zerrissen
Des Himmels graues Kleid!
O unbarmherz’ge Schenke
Doch weisest du mich ab?

A Migrant’s Journey ist eine Adaption des von Wilhelm Müller 1823/24 geschriebenen und von Franz Schubert 1827/28 vertonten Gedichtzyklus »Die Winterreise«. Die Gedichte erzählen von einem einsamen jungen Mann, der sein Dorf verlässt, um Frieden zu suchen – einen Frieden, den er nirgends finden kann. Elizabeth Wood hat einzelne Textzeilen als Erzählstrang ausgewählt, die für heutige Erfahrungen eines_r Migrant_in stehen könnten – an Orten wie Hellersdorf, an denen es sichtbare Anfeindungen gegeben hat. Für das Projekt wird altdeutsch anmutende Schrift auf einem Hintergrundmuster an den Fensterinnenseiten des Abfertigungshauses auf dem Bahnsteig des U‐Bahnhofs Cottbusser Platz angebracht. Die bedruckte, transparente Acrylfolie ist – wie Buntglasfenster – durchlässig für die Innenbeleuchtung des Abfertigungshauses.